Nach einer bitterkalten Nacht am Vansee fahren wir weiter nach Nordosten, Richtung Iran. Wir kommen durch eine urige Landschaft geprägt durch Vulkane und Lavafelder und überqueren einen 2600m hohen Pass. Kurz vor der iranischen Grenze haben wir noch einen wunderbaren Blick auf den schneebedeckten Gipfel des Ararat.
Die Grenzprozedur auf türkischer Seite ist gewohntes Chaos mit Zickzacklauf, um die Leute mit den richtigen Stempeln ausfindig zu machen. Auf iranischer Seite läuft es bedeutend ruhiger und professioneller ab. Wir bekommen 3 Helfer zur Seite gestellt: einer koordiniert, einer läuft mit uns die Stationen der Passkontrolle ab und einer kümmert sich um das Carnet. Für die Carnetabwicklung will man von 20 USD haben, ansonsten haben wir keine Kosten. Ich muss außerdem noch eine Fahrzeugversicherung abschliessen, da meine Versicherung auf der grünen Versicherungskarte den Iran leider ausgestrichen hat.
Am Nachmittag hatten wir alles erledigt und fahren noch eine Stunde Richtung Süden bis es langsam dunkel wird. An einem Dorfrand schlagen wir dann unsere Zelte unter ein paar Pappeln auf und beschließen den Tag mit dem ersten Lagerfeuer auf unserer Tour.
Wieder eine sehr kalte Nacht verbracht. Habe mir zwei heiße Steine vom Lagerfeuer mit in den Schlafsack genommen :-) Hat aber nur 3 Stunden gewärmt :-(
Die alte Thaddäuskirche ist sehr schön, besteht aus einem älteren Teil mit dunklen Steinen und einem neueren, helleren Teil (diese Steine sind aus Sandstein).
Weiter gehts Richtung Süden. Das Land ist riesig und entsprechend sind die Entfernungen, die wir zurücklegen müssen. Tanken ist aber kein Problem. Wir bezahlen das 4fache der Einheimischen: 4000 Rial pro Liter, das sind ca. 28 Cent. Heute sind Frank und ich sogar zum Tanken eingeladen wurden: ein Mann meinte „I like Germany“ und die Tankrechnung würde auf ihn gehen. Überhaupt sind die Iraner sehr nett und hilfsbereit und im allgemeinen sehr gut auf Deutschland zu sprechen. Mittlerweile ist es schon wieder dunkel (Sonnenuntergang 17:15) und wir haben unsere Zelte in einem Obstgarten aufgeschlagen.
Was für ein Tag! Oder besser gesagt Abend. Denn bis 17:00 war die Welt (bis auf eine gebrochene Tachowelle) noch in Ordnung.
Heute Mittag haben wir auch noch zwei andere Motorradfahrer getroffen: Nici, eine Schweizerin, die mit ihrer KTM auf den Weg nach Pakistan ist, und Bo, einen Holländer, der nach Australien unterwegs ist. Die beiden haben sich unterwegs zufälligerweise getroffen. Da beide auch Richtung Südosten wollen, sind wir zusammen weitergefahren.
Doch dann haben wir in der Kleinstadt Kamyaran gehalten, um etwas zum Abendessen zu kaufen. Das gab dann einen Menschenauflauf, dass der Verkehr auf der 4spurigen Hauptstraße fast zum Erliegen kam. Scheinbar kommen hier fast nie Touristen vorbei und schon gar keine motorradfahrenden Frauen. Als wir uns wegen der Einkäufe getrennt haben, hat die Polizei Frank und Bo die Pässe abgenommen. Später hat Frank uns restliche drei Motorradfahrer auch noch auf die Polizeidienststelle holen müssen, sonst hätte man Bo nicht wieder weggelassen. Letztendlich hat man aber nur unsere Pässe kopiert und alles lief recht freundlich ab. Aber trotzdem war es mittlerweile dunkel geworden und das Weiterfahren dadurch gefährlich und die Zeltplatzsuche praktisch unmöglich geworden. Als wir aus Spaß gefragt haben, ob wir auf der Polizeiwache schlafen können, hat man uns angeboten, im örtlichen Park unsere Zelte aufzustellen. Das gab wieder einen Menschenauflauf, aber diesmal hatten wir Begleitung von Polizei, Militär und allerlei sonstigen Uniformträgern. Aber alles lief sehr freundlich ab. Viele Leute, die zum Teil auch gut Englisch konnten, wollten natürlich wissen – Woher – Wohin – Warum, was wir vom Iran halten usw. Schließlich sind wir noch Essen gegangen (auch wieder in Polizeibegleitung) und mussten dann noch viele Einladungen ablehnen, in den Häusern zu schlafen. Das war sehr verlockend, aber wir waren einfach zu faul, die Zelte noch einmal abzubauen und wollten nur noch schlafen. Gute Nacht!
6:00 Uhr sind wir aufgestanden und sind 7:30 losgefahren. Gefrühstückt haben wir unterwegs, weil wir uns das Kaffeekochen im Stadtpark sparen wollten.
Gegen Mittag haben wir uns die Felsenreliefs von Bisotun angeschaut (siehe Bild).
Abends haben wir ca. 20km hinter Khorramabad in der Nähe eines Bauernhofes gecampt. Aber kaum waren wir mit dem Abendessen fertig (Spaghetti mit Thunfisch-Tomaten-Soße), rückten allerlei Kalaschnikow-bewaffnete Typen an, und behaupteten von der Polizei zu sein und wollten unsere Pässe sehen. Wir machten ihnen aber klar, dass wir unsere Pässe nur Uniform tragenden Polizisten zeigen werden. Tatsächlich kamen dann noch mehr uniformierte Polizei und auch Militär. Sie meinten, dass es hier nicht sicher wäre und wir zusammenpacken müssten. Nach einer Stunde hatten wir dann auch alles in völliger Dunkelheit wieder zusammengepackt und fuhren im Konvoi zur – ihr werdet es sicher erraten – nächsten Polizeistation. Dort bekamen wir ein Zimmer und Decken und sollten dort schlafen. Aber auf einmal hieß es wieder: zusammenpacken, ab ins Hotel. Also nochmal alles auf unsere Esel gesattelt, im Konvoi zum Hotel (das übrigens von einem Geschäftsmann bezahlt wurde, der auch als Dolmetscher fungiert hatte) und dort wieder eingecheckt. Mittlerweile war es nach Mitternacht und wir ganz schön sauer und müde.
Und morgen erzähle ich euch den Rest der Geschichte :-) Denn ich sitze mit Dixi jetzt (21.10.) in einem Internet Cafe in Isfahan und habe die letzten 5 Tage nachgeschrieben und mir fallen jetzt die Augen zuuuuuu….
Nach unserer Zwangsübernachtung im Shahrdary Hotel in Khorramabad waren wir gegen 9:30 Uhr bereit zur Abfahrt und hatten auch unsere Pässe wieder! Bo und Nici wollten noch etwas die Stadt anschauen, deshalb haben wir uns hier schon mal von ihnen verabschiedet, allerdings mit der Absicht, uns in Isfahan nochmal zu treffen.
Unterwegs halten wir noch an einem Beduinenlager neben einer verfallenen Lehmsiedlung.
Wir kommen ohne jegliche Kontrollen und Probleme bis nach Isfahan, das sich als saubere, moderne und lebhafte Grossstadt entpuppt. Wir finden auch relativ schnell das von uns angepeilte Amir Kabir Hotel, dass sich als nette Jugendherberge herausstellt. Leider müssen wir aber unsere Packesel 500m entfernt auf einen bewachten Parkplatz abstellen.
Abends sind wir noch mal kurz um die Blocks gezogen, haben zu Abend gegessen und vergeblich nach blauäugigen Blondinen Ausschau gehalten ;-)
Wir sind etwas fußlahm, da wir uns den ganzen Tag die Highlights von Isfahan angeschaut haben. Wir sind begeistert! Der Imam-Platz und die angrenzenden Moscheen und Paläste sind großartig! Auch die 33 Bogen-Brücke ist sehr schön, aber leider führt der Fluss kein Wasser, da dieses wegen eines U-Bahn-Baus flussaufwärts gestaut wird.
Auch die Vank- Kirche im Armenier-Viertel hat eine wunderbare Wandbemalung und ein Museum mit jahrhundertalten Schriften und einer Dokumentation über die Vertreibung und Ermordung von 3 Millionen Armeniern Anfang des 20. Jahrhunderts durch die Türkei, von dem wir hier zum ersten Mal erfahren haben.
Heute haben wir wieder mehrmals die enorme Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Iraner zu spüren bekommen. Nach dem Abendessen sitzen wir jetzt im Internet-Cafe.
Heute morgen sahen wir Nici’s und Bo’s Motorräder vor dem Hostel stehen. Schön, dass wir uns noch mal getroffen haben, so konnten wir uns noch mal richtig von ihnen verabschieden und ihnen für ihre Weiterfahrt nach Pakistan alles Gute wünschen.
Wir fahren weiter Richtung Südosten, auf die Stadt Shiraz zu. Wir kommen gut auf den autobahnähnlichen Straßen voran und besuchen deshalb nachmittags noch das Weltkulturerbe von Parsagadae (wieder mal alte Steine ;-) ).
Gegen Abend kommen wir in Persepolis an, aber gehen nicht mehr auf das Gelände, sondern checken im ‚Tourist Center‘ ein und stellen dort unsere Zelte auf.
Wir schließen heute morgen Persepolis auf (wir sind die ersten!). Wir nehmen uns 2 Stunden für das weitläufige Gelände Zeit und schreiben anschließend bei Cola und Eis mit Ablaufdatum von 1989 ein paar Ansichtskarten.
Weiter gehts auf kleinen Strassen, die auch mal unverhofft in Schotter- und Dreckpisten übergehen, auf Bandar Abbas zu.
Die Strasse nach Sarvestan entpuppt sich als sehr schöne Strecke.
Gegen Abend biegen wir in eine Obstplantage ein und schlagen unser Lager auf. Zum Abendessen gibts die letzten Reserven von Lidl & Co.: Reis und Gulasch. Noch 320km bis Bandar Abbas!!
Nach einer ruhigen Nacht in der Obstplantage und einem ausgiebigen Frühstück fahren wir weiter Richtung Süden.
Da wir gut vorankommen, schauen wir uns zur Mittagszeit noch den ‚Genu Complex‘, einen Erholungspark mit Geysir, an.
Am frühen Nachmittag kommen wir in Bandar Abbas an und versuchen den Fährhafen und die Bezugsquelle für die Fährtickets zu finden. Das gestaltet sich schwieriger als gedacht, aber mit Sonnenuntergang haben wir herausgefunden, wohin wir uns morgen früh wenden müssen.
Das angepeilte Hotel ist leider voll belegt, so steigen wir im noblen „Atilar“ ab und nutzen hier noch mal den Internetzugang.
8:30 Uhr sind wir im Büro der Fährgesellschaft und wollen unsere Tickets nach Sharjah kaufen. Schock: statt der 100 USD lt. Internet sollen wir jetzt auf einmal 420 USD bezahlen. Da wir keine Alternative, aber andererseits auch nicht genügend Dollar haben, bezahlen wir hier nur das Personenticket zu je 100 Dollar. Die restlichen Gebühren müssen wir dann in Sharjah (VAE) bezahlen. Wir bekommen auch hier, wie bei der Einreise, einen Begleiter zugeteilt, der uns bei den Grenzformalitäten hilft. Dann verbringen wir die Zeit von 10:30 Uhr bis Dienstag 3:30 Uhr im Hafengelände. Wir schauen zu, wie unsere Papiere wieder und wieder geprüft, gestempelt und kopiert werden. Zum Schluss will unser Begleiter dann noch von jeden 20 USD ‚for the port‘ haben – natürlich ohne Quittung. Gegen 3:30 Uhr rollen wir dann zusammen mit dem Wohnmobil einer französischen Familie auf die Fähre. Mit sechs Stunden Verspätung legen wir endlich ab und sind auf dem Weg nach Dubai.